Rundflug um die MŒNIA!

Vorwort:

Gegen Ende des letzten Jahres fand ich auf dem Gelände des ehemaligen Ostbahnhofes einen alten Backstein. Die Bahngebäude dort waren aus diesen Ziegeln gebaut.

Ich bin nicht nur Fotograf und Künstler, sondern auch Jäger und Sammler und nutze die gefundenen Dinge gern, um sie zu transformieren und ihnen eine weitere Bedeutung zu geben…und damit ein zweites Leben in der Gegenwart.

Ich nahm den Stein mit und später fand ich weitere gebrauchte „bricks“, die mich überzeugten, dass ich sie in meine Kunst integrieren kann. 

Schon bald wurden sie zu einer faszinierenden und geschichtsträchtigen Leinwand für mein Schaffen.

Der Kunstwettbewerb KUNSTStein der Stadt Dortmund mit den Steinen der alten Stadtmauer, die im letzten Jahr gefunden wurden kam da gerade recht. 😉

Werkbeschreibung:

Der uralte StadtMauer-Stein („SMS“) ist Bestandteil einer neuen Mauer (MŒNIA!). Er ist eingebunden in Backsteine der jüngeren Vergangenheit Dortmunds.

Der große SMS und seine kleinen Pendants befinden sich inmitten dieser Mauer – als archäologisches Fundstück zwischen neueren Artefakten – den „thick bricks“.

Die thick bricks sind angereichert mit Aspekten der Gegenwart und Projektionsfläche für Assoziationen und für die weiteren objets trouvés (gefundene Gegenstände, Artefakte), die viel mit der Art und Weise zu tun haben, wie wir unser Leben heute gestalten. (Technik, Kultur, Leben) Jeder von ihnen steht für sich und über 30 davon haben ihren Platz in der MŒNIA! gefunden, die als wuchtiges Gesamtwerk eine Woche lang in der Reinoldikirche ausgestellt wird.

Diese spezielle Mauer – die MŒNIA! – soll nicht schützen, abschrecken oder ausgrenzen. Im Gegenteil!

Sie soll ein Gefühl der Verbundenheit mit der Geschichte erzeugen – etwas vom Leben vor über 800 Jahren UND von unserer gegenwärtigen Welt zeigen.

Good Luck bei der Erforschung der MŒNIA!🙂

PS:

Ich hatte Hilfe bei der Realisierung meines Werkes!

Prof. Dr. Fabrizio Palmas zeigte mir die Möglichkeiten von 3D-Aufnahmen.

Thomas Wiesner hatte die technische Ausrüstung dafür und erarbeitete sich die Expertise für wunderbare Flugrouten um meine MŒNIA!

Damian Gillner beriet mich zum Thema Stabilität der Mauer und sorgte für einen sicheren Transport.

Gespräche mit Edyta Gronert halfen mir bei der Präsentation des Werkes.

Last but not least steht meine Frau Stella Gavria immer an meiner Seite und bestärkt mich in dem, was ich vorhabe. Sie ließ mich ohne Murren nächtelang im Atelier arbeiten und sorgte neben ihrem mentalen Beistand dafür, dass ich nicht verhungere und verdurste. 🥰 Ah.. und mein Schwiegervater Charalampos Gavrias, der uns bei der Auswahl des SMS begleitete und den Stein fand, in den ich mich sofort verliebte…

Vielen Dank an Euch alle… 🤗…

… und an die Menschen, die mir zwischendurch Mut gemacht haben… so ein großes Projekt war Neuland für mich.

As thick as a brick

Kunstobjekt MŒNIA! (Detail)

Der Erste 🙂

Als ich den ersten Backstein fand, kam mir mein Englischlehrer Herr Iserloh in den Sinn. Es ging um Umgangssprache und gängige Redewendungen. „Wisst Ihr, was begriffsstutzig auf Englisch heißt? Da muss ich bei Euch des öfteren dran denken…“ sagte er mit einem Zwinkern. „Die bessere Übersetzung ist „doof wie Bohnenstroh“ … na, who knows?“ Unser Streber, der zeitweise in den USA aufgewachsen war, wusste es: As thick as a brick. Habe ich mir offensichtlich gemerkt🙂 … und auf den ersten Backstein geschrieben, der ab sofort ein thick brick war.

Zeit und Raum

Kunstobjekt MŒNIA! (Detail)

Zeit und Raum

Dieser Text entstand in der Produktionsphase zur Selbstmotivation:

Teile des Ganzen, das Ganze und die Zeit…mein Projekt MŒNIA!

Die vier SMS (StadtMauerSteine) werden nicht verändert – sie haben Hunderte von Jahren überstanden und sollen ihr Gesicht nicht ändern.

Jeder thick brick steht für sich, wegen seiner Form und Struktur und durch meine Bearbeitung.

Die Anordnung der einzelnen SMS oder bricks in der MŒNIA! hat in erster Linie mit Harmonie bzw. deren Zerstörung zu tun. Die alten SMS sollen sich einfügen in das Ensemble, aber auch hervorgehoben werden.

Alles, worüber wir nachdenken, ist durch die Vergangenheit möglich. Es gibt keinen Gedanken – und auch keine Aktion ohne dass wir auf in vergangenen Tagen Erlerntes, Erlebtes oder Vererbtes zurückgreifen müssen und können.

Der 800 Jahre alte SMS – offensichtlich Vergangenheit, aber auch die 80 Jahre alten bricks und die von jemandem weggeworfenen oder verlorenen Gegenstände deuten in die Vergangenheit! Indem ich sie zu mir hole, betreten sie meine Gegenwart. Ich beschäftige mich mit ihnen, um etwas Neues zu schaffen – sie zu transformieren. Zeitmaschine! Projekt! Zukunft!

Sobald die MŒNIA! fertiggestellt sein wird, ist sie keine Zukunft (Projekt) mehr, nur noch Gegenwart. Und sie verweist auf die Vergangenheit. Das war´s dann?

Nicht ganz – es bleibt ja noch die Rezeption des Werkes, die Betrachtung durch die Menschen. Diese Aussicht ist jetzt Ansporn und vielleicht zukünftig Bestätigung/Erfolg.

Ich brauche jeden Tag neue Motivation – Motivation durch Vertrauen in die Zukunft, durch die Neugierde auf den nächsten Schritt und die nächste Begegnung.

Im besten Falle wird die Mauer Zeit und Raum – sie steht trutzig und platzgreifend im Hier und Jetzt, sie zitiert die Vergangenheit und verweist in die Zukunft.

Was ist nun das Ziel?

Das TUN selber ist es und das Fertigstellen und Beenden – das Schaffen.

… und ich schaffe das… ✌️

Nachtrag 21.9.2023 …und ich habe es geschafft. Leider war ich nicht unter den Preisträgern, aber es war eine tolle Zeit, in der ich viel gelernt habe und wunderbare Menschen traf. Watt´n Glück – mein Sommer war die MŒNIA! 🙂